Herman Melville

Zu Lebzeiten mäßig erfolgreich und stets auf der Suche nach der eigenen Identität, heute eine der schillerndsten Figuren der Literaturgeschichte - Herman Melville ist vielen als Autor des Abenteuerromans Moby Dick bekannt. Doch wie entstand sein berühmtes Werk und was steckt hinter seiner vielschichtigen Persönlichkeit?

Turbulente Jugend und die Suche nach beruflicher Zukunft

Herman wurde im Jahr 1819 als drittes Kind des Kaufmanns Allan Melvill geboren, der aus einer angesehenen Einwandererfamilie aus Schottland stammte. Seine Mutter Maria Gansevoort Melvill gehörte ursprünglich zur niederländischen Patrizierschicht. Während sich sein Vater finanziell übernahm, das eigene Unternehmen aufgeben musste und letztlich erschöpft starb, musste Herman Melville die Schule abbrechen und sich schon früh in verschiedenen Berufsfeldern versuchen. So wurde er beispielsweise in einer Bank sowie auf der Farm seines Onkels beschäftigt. Da er aber nicht über den Status einer Hilfskraft hinauskam, war keine dieser Tätigkeiten zukunftsweisend.

Mehr zum Leben von Herman Melville

Zwischen Sesshaftigkeit und Abenteuerdrang

Auch im weiteren Verlauf seines beruflichen Werdegangs lief Melville nicht in einen Zielhafen ein. Im Jahr 1839 sammelte er als Schiffsjunge auf einem Postschiff erste Erfahrungen auf hoher See. Schon nach kurzer Zeit gab er dieses Abenteuer wieder auf und arbeitete als Grundschullehrer in New York City. Doch auch diese Tätigkeit fand ein jähes Ende, als er 1841 auf dem Walfänger Acushnet anheuerte. Ein Jahr später desertierte er gemeinsam mit Richard Tobbias Greene auf Nuku Hiva, wo er von den Typees, den Einwohnern der Insel, festgehalten wurde. Nach seiner Flucht wurde er wegen seiner Desertation auf Tahiti inhaftiert. Nachdem er auch dieser Gefangennahme entkam, folgten weitere Beschäftigungen auf verschiedenen Schiffen.

Nach oben

Der Mann, den ein Wal unsterblich machte

Nicht nur Melvielles Lebensstil könnte man als uferlos bezeichnen. Auch sein bekanntestes Werk Moby Dick verfolgt verschiedenste literarische Wege. Das Buch ist nicht nur eine ergreifende Erzählung von Kapitän Ahabs Rachefeldzug gegen den namensgebenden weißen Wal. Es wird auch durch zahlreiche Exkurse mit wissenschaftlichem, philosophischem und geschichtlichem Charakter geprägt. Zwar gilt Moby Dick heute als Meisterwerk, zu Lebzeiten Melvilles fand es jedoch nur wenig Beachtung. Persönliche Aussagen des Autors lassen darauf schließen, dass er mit dem Misserfolg schon vor Veröffentlichung rechnete. Nachdem Melville zwischen 1863 und 1885 als Zollinspektor arbeitete, starb er 1891 im Alter von 72 Jahren. Den Durchbruch von Moby Dick in den 1920er-Jahren erlebte er damit nicht mehr.

Nach oben

Literarisches Schaffen zur Aufarbeitung persönlicher Erlebnisse

Sein schriftstellerisches Wirken begann in den 1840er-Jahren auf einem Bauernhof in Massachusetts, auf den er sich mit seiner Frau Elisabeth Shaw sowie seinen vier Kindern zurückzog. Genau wie Moby Dick waren auch andere Werke Melvilles größtenteils durch seine persönlichen Erlebnisse geprägt. Auf besondere Weise arbeitete er beispielsweise seine Erfahrungen während seiner Gefangenschaft auf der Pazifikinsel Nuku Hiva auf. Über diese wochenlange Qual, die er nach der Flucht seines Komplizen Richard Tobbias Greene allein ertragen musste, berichtet er in seiner Erzählung Typee. Das Werk wurde 1846 veröffentlicht und verkaufte sich gut. Schon ein Jahr später stellte Melville mit Omoo sein zweites Buch fertig, das als Sequel von Typee zu verstehen ist und sich ebenso großer Beliebtheit erfreute.

Nach oben