Philosoph, Politiker, Schriftsteller - Niccolò Machiavelli war auf verschiedenste Art und Weise tätig, um seine Überzeugungen mit der Welt zu teilen. Dabei etablierte er sich sowohl zu einer der wegweisenden Figuren der politischen Philosophie als auch zu einer der kontroverstesten Persönlichkeiten der Literaturgeschichte. Doch wer war Niccolò Machiavelli wirklich und welche Kernaussagen können wir seinen Werken entnehmen? Mehr dazu!
Machiavelli wurde am 3. Mai 1469 in Florenz geboren und wuchs mit seinen drei Geschwistern im Stadtteil Santo Spirito auf. Seine Eltern hatten wohl großen Anteil daran, dass er schon in jungen Jahren eine brennende Leidenschaft für Literatur und Philosophie entwickelte. Machiavellis Mutter galt als äußerst belesen. Zudem verfasste sie selbst einige kleinere Werke. Sein Vater verfügte über eine private Bibliothek, in der der junge Machiavelli zahlreiche Schriften antiker Philosophen studierte. Ferner entwickelte er zu dieser Zeit eine tiefe Abneigung gegen die herrschenden Medici sowie das Verlangen, politische Reformen zu entwickeln und durchzusetzen. Sein erstes Amt als Sekretär der zweiten Florentiner Kanzlei bekleidete er im Zuge politischer „Säuberungen“ im Jahr 1498.
Nachdem die Medici 1494 aus Florenz vertrieben wurden, verschärfte sich die politische Lage von Florenz im Lauf der Jahre zunehmend. Während der anhaltenden Machtkämpfe trat Machiavelli überwiegend als Diplomat auf. Im Sommer 1512 mussten sich seine Miliztruppen allerdings der spanisch-päpstlichen Armee geschlagen geben, woraufhin erneut die Medici die Macht in Florenz an sich rissen. Machiavelli wurde als Verschwörer und politischer Gegner der Medici festgenommen. In der Folge verbrachte er etwa ein halbes Jahr in Folter und Gefangenschaft, ehe alle Gefangenen im Zuge der Papstwahl von Giovanni de’ Medici, der sich fortan Leo X. nannte, Amnestie erhielten. Nach diesen Ereignissen begab sich Machiavelli in ein selbstauferlegtes Asyl und lebte mit seiner Familie auf einem Landgut südöstlich von Florenz.
Als Folge dieser Rückschläge blieb Machiavelli fortan eine bedeutende Rolle auf der politischen Bühne Italiens verwehrt. Dennoch wollte er sich unter keinen Umständen geschlagen geben. So konnte er sich in den Jahren auf seinem Landgut zumindest als Schriftsteller und Philosoph einen Namen machen. Sein Werk „Der Fürst“ steht im Zeichen Machiavellis politischen Leitsatzes, moralisch verwerfliche Taten wären zum Erreichen höherer Ziele vertretbar. Zwar hat es überwiegend Cesare Borgia, den Machiavelli bereits in seiner Funktion als Diplomat kennenlernte, zum Vorbild, gewidmet wurde die Schrift jedoch Lorenzo di Piero de’ Medici.
Die in „Der Fürst“ geprägte politische Theorie führte schnell zur Begriffsprägung des Machiavellismus, der meist negativ konnotiert ist. Inwieweit Machiavelli den damit in Verbindung gebrachten Grundsatz vertrat, Macht müsse mit Gewalt durchgesetzt werden, ist umstritten. Zwar gelten seine weiteren Werke wie „Über die Kunst des Krieges“ und „Die Geschichte von Florenz“ in Bezug auf „Der Fürst“ als widersprüchlich, zeigen aber, dass er über mehr politische Weitsicht verfügte, als ihm viele Kritiker zugestehen. Zudem müsse man nach Ansicht zahlreicher Historiker Machiavellis Gesamtwerk betrachten, das er selbst in seiner Schrift „Discorsi“ festhält. Diese steht in vielerlei Hinsicht in starkem Kontrast zu „Der Fürst“ und widmet sich insbesondere einer republikanischen Staatsform.