Welche Bucharten gibt es?

Die Frage welche Bucharten es eigentlich gibt klingt anfangs trivial. Auf Anhieb werden das Taschenbuch, die Hardcover-Version oder vielleicht noch das eBook einfallen. Doch bei einem genaueren Blick zeigt sich eine deutlich größere Vielfalt. Doch eins nach dem anderen. Wir müssen im ersten Schritt zwischen der Buchart nach dem jeweiligen Herstellungsverfahren und der Buchart nach dem jeweiligen Inhalt unterscheiden. Im Schritt zwei können wir dann weitere Unterteilungen vornehmen.


Bucharten nach der Herstellungsmethode

Es gibt erstaunlich viele unterschiedliche Herstellungsmethoden für Bücher. Das Handwerk der Buchherstellung liefert mannigfaltige Qualitäten, Aussehen, Größen, Haptiken und bietet dem Leser einen viel größeren Schatz differenzierter Leseerfahrung als man vielleicht beim ersten Nachdenken über das Thema erahnt hätte.

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Beutelbuch

Das Beutelbuch ist eine seit dem 16. Jahrhundert ausgestorbene Buchart. Heute existieren nur noch wenige Originale. Für gut 200 Jahre fand diese für uns eher ungewöhnliche Form eine gewisse Verbreitung. Grundidee war, das jeweilige Buch wie einen Beutel - daher auch der Name - beispielsweise am Gürtel bei sich tragen zu können. Praktisch also für alle Bücher die häufig außerhalb der heimischen Bibliothek zum Einsatz kommen sollen. Also u.a. religiöse oder medizinische Schriften und Sammlungen. Ein Beutelbuch wurde mit einem stabilen Buchdeckel (z.T. Holz) versehen und mit Leder eingebunden. Dieses wurde am Fuß des Buches (dem Unterschnitt) jedoch nicht abgeschnitten, sondern stand ungefähr um die eineinhalbfache Länge über. Das überstehende Leder wurde am Ende geknotet und konnte damit an einem Gürtel befestigt oder auch einfach bequem getragen werden. Ein Metallring am Knoten sowie Verschlussringe konnten das Gesamtwerk abrunden. In späteren Zeiten sollten die Bücher wieder einen Weg in die Bücherregale finden. Zu diesem Zweck musste natürlich das überstehende Leder abgeschnitten werden. Ein Grund warum heute kaum noch vollständig erhaltene Exemplare vorhanden sind.

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Broschur

Eine Broschur (umgangssprachliche broschiertes Buch) ist eine Herstellungsart die sich haptisch zwischen dem Taschenbuch und dem Hardcover bewegt. Der häufig aus Karton bestehende Buchdeckel wird direkt mit dem Buchblock verklebt und ist häufig etwas fester bzw. dicker als beim Taschenbuch. Geschichtlich betrachte war eine Broschur ein Buch mit einem auf kurzfristige Haltbarkeit ausgelegten Buchdeckel, der vom Eigentümer später noch durch einen hochwertigen, individuellen Buchdeckel ersetzt werden sollte. Heute versteht man darunter hochwertigere Ausgaben von Büchern die jedoch - in Abgrenzung zum Hardcover - mit einem weicheren Karton eingebunden sind. Im Englischen fällt diese Art von Büchern auch unter den Begriff Softcover.

Die Broschuren selbst unterschieden sich in vielerlei Hinsicht, u.a. ob sie ein- oder mehrlagig hergestellt sind.

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eBook

Das eBook ist einer der Neulinge am Buchmarkt (auch wenn es zu Beginn des Internets bereits erste Ansätze gab). Diese Buchart liegt in digitaler Form vor. Der Start dieses Formats wurde in Form von HTML- oder PDF-Dateien eingeläutet. Heute dominiert aber das EPUB-Format, dessen Standard verschiedene Komfortfunktionen wie Zoomen oder Blättern ermöglichen. V.a. zweitere erlauben ein Gefühl einem richtigen Buch nahe zu sein. Die Vorteile des digitalen Formats sind offensichtlich: auf einem einzelnen eBook-Reader können unzählige Bücher gespeichert werden. Das spart viel Platz und ermöglicht immer seine Lieblingsbücher dabei zu haben. Des Weiteren sind eBooks (deutlich) günstiger als gedruckte Werke, sind doch bei diesen keine typischen Vervielfältigungskosten auszulegen. Doch es gibt auch Schattenseiten. Die Abhängigkeit von einem eBook-Reader samt Stromversorgung oder der andere rechtliche Status - beim "Kauf" eines eBooks erwirbt man normalerweise nur ein Nutzungsrecht und kann es z.B. nicht legal weiterverkaufen - sein genannt. Für Bücherliebhaber wird auch die nicht vorhandene Buchhaptik sowie das schöne Gefühl ein gelesenes Buch in das gut sortierte Bücherregal zu stellen ebenfalls eher gegen das eBook sprechen.

Faksimile

Bei einem Faksimile handelt es sich um eine möglichst detailtreue Nachbildung eines in der Regel alten Werkes. So wurden früher u.a. historische Handschriften, Urkunden oder Bücher über diese Buchherstellungsart für die Wissenschaft und Forschung zugänglich gemacht, ohne die wertvollen und empfindlichen Originale einer Beschädigungs- bzw. Abnutzungsgefahr aussetzen zu müssen. Die Nutzer der Faksimiles hatten den Vorteil das jeweilige Werk nahe am historischen Original in der Hand haben zu können und sich damit in besser in den im weitesten Sinne zeitlichen Kontext versetzen zu können. Voraussetzung hierfür ist natürlich ein sorgfältig und an den damaligen Herstellungsprozessen und Materialien angelehntes Faksimile, welches neben offensichtlichen Parametern wie der Größe oder den Farben auch den Erhaltungszustand widerspiegelt. Ein mit diesem Verfahren reproduziertes komplettes Werk samt Einband ist nachvollziehbar teuer in der Herstellung. Die Digitalisierung entsprechender Dokumente und Schriften stellt heutzutage einen häufig eingegangenen Kompromiss dar, der zwar nicht die entsprechende Haptik wohl aber die Optik in gut verwendbarer Form vermitteln kann. Faksimiles sind daher inzwischen mehrheitlich bei Sammlern zu finden.

Das Faksimile ist von einem Nachdruck zu unterscheiden. Bei zweiteren wird lediglich der Inhalt mit modernen Verfahren neu aufgelegt.

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Hardcover

Die der Name erahnen lässt, verfügt die Buchart Hardcover über einen stabilen Buchdeckel, beim Hardcover korrekterweise als Buchdecke bezeichnet. Der Kern dieser Buchdecke besteht aus fester Pappe und wird meisten mit anderen Materialien (Papier, Leder o.ä.) eingefasst. Er wird gesondert hergestellt und erst später mit dem Buchblock verbunden.

Heute sieht mal Hardcover häufig bei Erstausgaben.

Hörbuch

Das Hörbuch hat eine Buchgattung, die in mehrerlei Hinsicht für eine Überraschung gut ist. Zum einen ist das Hörbuch älter als man gemeinhin vermuten würde. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurden Hörbilder auf Tonwalzen oder Wachsplatten übertragen und damit wiederholbar sowie für eine größeres Publikum erfahrbar gemacht. Ein Beispiel ist das 1890 entstandene Werk Die Beschießung von Paris, welches in für heutige Maßstäbe eher kurzer Dauer von um die zwei Minuten Eindrücke aus dem Deutsch-Französischen Krieg wieder gab. Der Begriffe Hörbuch wurde 1954 von der Blindenhörbücherei geprägt (eine Gründung der Deutschen Blindenstudienanstalt). Der größere kommerzielle Durchbruch des Hörbuchs gelang aber erst ab 1990.

Zum anderen ist das Segment des Hörbuchs durchaus weiter zu fassen als der Name erahnen lässt. Denn neben der typischerweise darunter verstandenen Lesung von Büchern durch einen oder mehrere Sprecher können auch Hörspiele, Features, Audioguides oder Podcasts unter diesen Gattungsbegriff subsumiert werden.

Gleich ist allen Hörbüchern, dass der Fokus auf den rein auditiven Konsum gelegt wird.

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Kodex

Der Kodex (Mehrzahl Kodizes) stellt eine der Antike entstammende frühe Buchform dar. Wichtiges Merkmal war die Möglichkeit des Blätterns, vergleichbar mit den heute gebräuchlichen Loseblattsammlungen (im weitesten Sinne Blätter in einem vollständig aufklappbaren Ordner). Beim historische Vorläufer bestanden die Blätter jedoch zu Beginn aus Holz- oder Wachstafeln. Mehrere zusammengebunden ergaben dann den Kodex. Diese doch recht unhandlichen Tafeln wurden vermutlich während des 1. oder 2. Jahrhundert n. Chr. zunehmend durch Papyrus und später Papier ersetzt. Kodizes sind auch aus der aztekischen Kultur bekannt.

Um die Haltbarkeit zu erhöhen wurden Kodizes häufig mit stabilen Einbänden versehen. Zusammengeklappt entsteht so die grobe Form eines heutigen Buches, auch wenn die Ausmaße bei vergleichbarer Seitenzahl natürlich deutlich größer sind. Aufgrund seiner Merkmale - Haltbarkeit (Blättern schädigt das empfindlich Papyrus weniger als das Entrollen einer Schriftrolle), einfachere Aufbewahrung, komprimierte Informationserfassung, einhändig oder bei Ablage auf einem Tisch auch ohne Nutzung der Hände einsehbar (Eine Schriftrolle musste mit beiden Händen entrollt und gehalten werden), einfachere Beschriftung am Buchrücken - konnte der Kodex die bis dato vorherrschende Schriftrolle nach und nach verdrängen, auch wenn sich diese noch bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. halten konnte.

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Loseblattsammlung

Eine Loseblattsammlung kann als eine moderne Form des Kodex betrachtet werden, auch wenn bei ersterer ein anderer Grund für diesen Aufbau vorliegt: es sollen unkompliziert Seiten ausgetauscht bzw. ergänzt werden können. Hintergrund können häufige und / oder regelmäßige Aktualisierungen der Inhalte sein, wie es beispielsweise bei Gesetzes- oder Verwaltungssammlungen häufig der Fall ist. Aufgebaut sind die Loseblattsammlungen wie ein Aktenordner. Umfangreiche Versionen können auch das Ausmaß mehrerer Aktenordner einnehmen.

Der Nutzer einer Loseblattsammlung hat den Vorteil eine immer aktuelle Ausgabe zu haben und kann dabei auch seine bisherigen Vermerke, Notizen und Hervorhebungen auch nach einer Aktualisierung - natürlich bis auf die der getauschten Seiten - weiter verwenden.

Bei umfangreichen Gesetzes- oder vergleichbaren Werken sicherlich ein großer Vorteil. Ggf. schwer überschaubare Kosten (z.B. wenn die Loseblattsammlung erst Stück für Stück in Einzellieferungen zusammengefügt wird) sowie im weitesten Sinne laufende Kosten können als Nachteil angesehen werden.

Obwohl es sich bei einer Loseblattsammlung etwas simplifiziert gedacht nur um ausgedruckte Blätter handelt, gilt dennoch die Buchpreisbindung.

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Miniaturbuch

Bei einem Miniaturbuch handelt es sich um sehr kleines Buch, welches maximal 10 x 10 cm Größe einnimmt. Es wird auch als Mini- oder Mikrobuch bezeichnet. Der Inhalt kann vielfältig ausfallen, häufig sind jedoch bekannte literarische Werke sowie religiöse Texte oder erotische Literatur. Dem einen oder anderen Schüler dienen Miniaturbücher auch als kleines Helferlein für schriftliche Prüfungen. Mehrheitlich finden Miniaturbücher aber bei Sammlern ihre Abnehmer.

Die hohe Kunst bei diesem Buchformat ist die Typografie möglich weit an die Buchgröße anzupassen, dennoch aber für eine gute Lesbarkeit zu sorgen.

Print-on-Demand

Bei Print-on-Demand (auch Book-on-Demand genannt) wird das jeweilige Buch erst bei einer Bestellung gedruckt. In der Regel wird hierbei auf ein Digitaldruckverfahren zurückgegriffen, welches zumindest theoretisch eine Herstellung des Buches innerhalb weniger Minuten ermöglicht. In der Praxis liegen die Lieferzeiten dennoch im Bereich von wenigen Tagen bis Wochen, da die Hersteller ihre Maschinen gut auslasten wollen und dadurch v.a. zu Zeiten hoher Nachfrage (z.B. um Weihnachten herum) längere Warteschlangen mit zu produzierenden Bücher vorliegen.

Die Qualität von Print-on-Demand-Büchern steht bei hochauflösenden Grafiken sowie beim Farbdruck dem bei klassischer Herstellung vorherrschenden Offsetverfahren etwas zurück, was aber weniger am Druckverfahren selbst liegt, sondern daran, dass die dafür notwendigen Kalibrierungsarbeiten wirtschaftlich nicht mehr lohnenswert wären. Vereinzelt gibt es auch schon Ansätze Bücher direkt vor Ort im Buchladen herzustellen.

Die Vorteile von Print-on-Demand liegen auf der Hand: wegfallende Lagerkosten, eine dauerhafte Verfügbarkeit der Bücher, da diese jederzeit Nachgedruckt werden können, keine Vorfinanzierung von Druckkosten, Umsetzbarkeit von Nischenthemen bzw. Herstellung für kleine Zielgruppen sind einfacher möglich. Dagegen steht eine gewisse Monokultur der Buchformate (durch einheitliche Formate können wieder Druckosten gespart werden), unter Umständen längere Lieferzeiten sowie ein tendenziell pauschalisierter schlechter Ruf solcher Bücher, da Self Publishing Anbieter ebenfalls mit diesem Verfahren arbeiten und dort nicht selten Bücher ohne Lektorat veröffentlicht werden.

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Taschenbuch

Das Taschenbuch hat auf Grund seiner günstigen Herstellungskosten eine weite Verbreitung erlangt. Heute sind auch Erstausgaben im Taschenbuchformat keine Seltenheit mehr. Die Herstellungsweise ist vergleichbar mit dem Broschur, jedoch ist das Taschenbuch meisten von kleinerem Format und auf schnelle sowie kostengünstige Produktion ausgelegt. Während beim Broschur die Buchdeckel häufig angeheftet werden, werden sie beim Taschenbuch fast immer durch eine Klebebindung befestigt.

Auch wenn es schon früher erste Taschenbuchformate gegeben hatte, konnte es sich erst ab Mitte des 19. Jahrhundert durch das Aufkommen moderner Herstellungsverfahren langsam aber stetig verbreiten.

Paperback wird im deutschen Sprachraum synonym mit einem großformatigen oder mit einem etwas stabileren Buchdeckel ausgestattetem Taschenbuch verwendet.

Vorzugsausgabe

Eine Vorzugsausgabe stellt eine Teilserie eines Buches (welches i. d. R. auch in anderen Formaten publiziert wird) dar, die sich durch besonders hochwertige oder ausgefallene Ausstattung auszeichnet. Bebilderte oder illustrierte Versionen eines Buches können hier ebenso darunter fallen wie die Verwendung von speziellem Papier oder eines ungewöhnlichen Einbandes. Der Einsatz von Buchschmuck (Prägungen, Gravuren o.ä.) gehört ebenfalls zu den möglichen Merkmalen einer Vorzugsaufgabe. Zielgruppen stellen in den meisten Fällen Liebhaber und Sammler dar.

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Bucharten nach dem Inhalt

Bucharten lassen auch nach dem Inhalt unterteilen. Die folgende Grobeinteilung kann hierbei getroffen werden:

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Sachbuch

Über ein Sachbuch wird Wissen an eine mehr oder minder klar gefasste Zielgruppe vermittelt. Diese Buchgattung lässt sich hierbei noch weiter unterteilen. Richtet sich das klassische Sachbuch an den interessierten Laien, so zielt das Fachbuch wiederum auf Menschen mit einem entsprechenden Hintergrundwissen ab, die dieses noch weiter ausbauen wollen. Beispielsweise während eines Studiums oder zur Weiterbildung im beruflichen Bereich. Der Trennung kann hierbei nicht immer klar gezogen werden - muss Sie aber auch nicht. Schul- bzw. Lehrbücher richten sich spezifisch an Schüler bzw. Studenten. Weitere Subgattungen sind (Auto-)Biografien, Hand- und Wörterbücher, Lexika, Bibliografien oder Farbbücher (u.a. Schwarzbuch, Weißbuch etc.).

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Belletristik

Unter Belletristik ist jede Art der Unterhaltungsliteratur zu betrachten, also jegliche Form von Romanen, Kurzgeschichten, Krimis, Thriller, Geschenkbüchern, satirische Werke, aber auch Gedichtbände, Comic- oder Liederbücher. Die Belletristik wird gelegentlich auch als fiktionale Literatur bezeichnet. Die Spannbreite an Qualität, Anspruch sowie der Vermittlung von Wissen und Denkanstößen ist bei dieser Buchgattung enorm breit und sollte für jeden Lesegeschmack ausreichend Material bieten.

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Bücher für Kinder und Jugendliche

Bücher für Kinder und Jugendliche richten sich explizit an die entsprechende Zielgruppe. Darunter fallen wiederum alle möglichen Inhaltsarten, also sowohl Sachbücher als auch Belletristik, nur dass diese eben für Kinder und/oder Jugendliche konzipiert sind und die Inhalte passend für diese Altersgruppe aufbereitet sind.

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Weitere Inhalte

Unter diesen Oberpunkt wird alles zusammengefasst was nicht unter die bisher genannten Inhaltsgattungen gefallen ist. Und das ist bei näherer Betrachtung gar nicht so wenig. Unter anderem sind das Tage-, Rechnungs-  und das Kassenbuch zu nennen, aber auch das Log- und  Laborbuch, das Manuskript, das Drehbuch oder das Künstlerbuch. Diese lassen sich in den meisten Fällen klar abgrenzen und sind auf sehr spezifische Bereiche fokussiert.

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Fazit

Die Frage nach den existierenden Bucharten ist also gar nicht einfach und schon gar nicht in wenigen Sätzen beantwortet. Die Vielfalt, die das Medium Buch im Laufe seiner Geschichte entwickelt hat, ist in jedem Fall erstaunlich. Selbst passionierte Leser werden nur selten mit jeder der genannten Bucharten zu tun gehabt haben. Es gibt also noch viel zu entdecken!

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